DENN SIE WISSEN, WAS SIE TUN: KRANKHEITEN BEI KINDERN
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Eigentlich möchte ich nicht wie ein alter Opa klingen, der ständig von seinen Krankheiten berichtet. Aber um diese Jahreszeit möchte ich dem Thema zumindest einen Artikel widmen. Danach ist auch Schluss damit. Versprochen!
Die Hauptsaison für Kinderärzte startet in den Herbstferien und endet ungefähr in den Osterferien. Immer. Wir hassen diese Tatsache, denn das bedeutet auch gleichzeitig, dass das große Projektmanagement rund um Krankheiten beginnt. Sprich wer kümmert sich um das kranke Kind, wenn man arbeiten muss? Gleichzeitig läuft man ein halbes Jahr auf Sparflamme – gefühlt auf maximal 37 Prozent der körperlichen Leistungsfähigkeit, da man selbst angeschlagen ist.
Kindergartenzeit — Krankheitszeit
Mache Dich darauf gefasst, dass die Kindergartenzeit eine echte Belastungsprobe für alle Beteiligten in der kalten Saison wird. Du wirst Anrufe von der Kita bekommen, dass ihr umgehend euer Kind abholen müsst, da es Durchfall, Fieber, Pocken im Gesicht oder sonstiges hat. Hand-Fuß-Mund, Magen-Darm, Grippe, Bronchitis, Keuchhusten, um nur ein paar Schönheiten zu nennen. Dann heißt es „hurtig“ einen Notfallplan für „sofort“ sowie die nächsten Tage erstellen.
Das größte Problem ist: Man muss nicht nur jemanden finden, der sich freiwillig um ein krankes Kind kümmert, sondern auch als Vertrauensperson für Deinen Zwerg zählt. Denn kranke Kinder sind extrem anspruchsvoll, wenn es um die Sklaven äh Krankenschwester/den Krankenpfleger geht. Und nicht jeder springt freiwillig todesmutig wie meine Schwiegereltern ein mit dem vollen Bewusstsein, dass sie eine Woche später selbst an Magen-Darm und Co erkranken können bzw. werden.
Was, wenn nur die Mama den Zwerg pflegen darf?
Je nach Schwere der Krankheit und Alter Deines Wurms kann es schon mal sein, dass die einzige Person auf der Welt, die Deinen Zwerg durch die Gegend schleppen und versorgen darf, Deine Partnerin ist.
Selbst Du könntest zur Persona non grata ernannt werden und ab da heißt es: Lies Deiner Frau alle Wünsche von den Lippen, denn sie besitzt ab da einen 2-m-Radius um das kranke Mündel und selbst ein Gang zur Toilette kann zu einem artistischen Akt werden. Denn wenn der Zwerg nicht loslassen möchte, aber der Blasendruck stark genug ist, wird einfach zu Zweit die Klobrille bestiegen. Gleichzeitig. Du musst wissen: Auch kranke Kinder sind extrem kräftig und willensstark, wenn sie sich festklammern.
Vertraue Deinem Kind
Ich möchte an dieser Stelle eine Lanze für die Zwerge brechen: Vertraue Deinem Kind. Du wirst irgendwann nach einer Woche Krankheit denken, dass das doch alles nur noch simuliert sein kann, so abartig theatralisch, wie es sich verhält. Wenn Dein Kind sich wie ein Klammeraffe an Deiner Partnerin festhält und plötzlich verlangt wie ein Baby getragen zu werden, kann einem schon mal der Kragen platzen. Oder er jammernd über den Boden rutscht und behauptet, er kann nicht mehr laufen. Es kann aber auch sein, dass Du vor Lachen unter dem Tisch liegst, da er lautstark einen hat fahren lassen, als er sich gerade wieder um den Kopf Deiner Partnerin schmiegt und partout nicht loslassen möchte.
Du wirst Dein Kind teilweise charakterlich kaum wiedererkennen. Ein super aktives, lustiges und entspanntes Kind kann innerhalb von wenigen Stunden zu einem gemeinen, egoistischen, quengelnden und nervigen Tyrannen mutieren.
Es ist definitiv hilfreich, wenn man das Ganze — sagen wir „mit Humor nimmt“. Mehr bleibt Dir sowieso nicht. Jeden Tag erzählen wir, dass ja nur der fiese Zwillingsbruder Hans zu Besuch sei und Viktor verreist ist. Und dann hoffen wir inständig, dass Hans ganz bald wieder nach Hause fährt – in seine Heimat den pittoresken Ort „Bilderstöckchen“ nahe Köln. Diese Geschichte bauen wir die komplette Krankheitsphase aus, um uns ein wenig in dieser dunklen Zeit der Elternschaft zu erheitern.
Unser großer Fehler
Wenn Dein Zwerg trotz körperliches Genesung das Spielen mit anderen Kindern verweigert, nicht raus möchte, kaum isst oder nur noch im Schlafanzug rumrennen möchte…mache nicht den Fehler wie wir und denke, dass er nach einer Woche gesund sein muss und nur simuliert.
Folgende Situation gab es bei uns: Nach 7 Tagen Krankheit war er medizinisch gesehen fit, aber emotional betrachtet noch auf der Stufe eines verwöhnten Säuglings. Wir brachten ihn in die Kita, da wir glaubten, er wäre soweit und hätte sich lediglich zu sehr „an Hotel Mama“ gewöhnt. Was passierte? 4 Tage später war er wieder krank. Aber so richtig. In dem Monat hatten wir am Ende 5 Kita-Tage und die restliche Zeit Zwangsurlaub. Hätten wir Viktor lediglich 2 weitere Tage zur Genesung gegeben, um zu Kräften zu kommen, hätte er dem Virencocktail in der Kita besser widerstehen können. So hatte er sich direkt die nächste Pest abgeholt. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir uns natürlich angesteckt haben und die Oma gleich mit. Sie hatte es am schlimmsten erwischt und sie meinte, dass sie nun absolut verstehen kann, wieso er so jämmerlich drauf war und keinerlei Außenkontakt wünschte.
Auch in unserem Alter dazulernen
Einen Monat später waren wir schlauer. Viktor hatte eine Rotznase und normalerweise hätten wir gesagt „Na ja, eine Rotznase ist kein Grund zu Hause zu bleiben“. Aber er fing wieder an sich an Mamas Rockzipfel zu hängen, unsere Alarmglocken klingelten und da gaben wir ihm Schonfrist. Er dankte es uns mit einer Blitzgenesung innerhalb von 2 Tagen.
Fazit: Es ist in den seltensten Fällen sinnvoll den Zwerg trotz Erkältung bzw. schnellstmöglich wieder in den Kindergarten zu bringen. Es kann nämlich richtig nach Hinten losgehen. Sehe die Zeichen Deines Zwerges und deute sie richtig. Sie wissen sehr genau, was sie wirklich brauchen.