MARIE WER? AUFRÄUMEN MIT ASIATISCHEM LÄCHELN
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Mal ganz im Ernst, Klamotten einrollen?! Als Lisa mir freudestrahlend entgegen kam und mir eröffnete, dass wir im Laufe des Wochenendes eine Folge von Marie Kondo anschauen werden, war ich von Sekunde 1 an im Antimodus. Ab und zu mal alte Kleidungsstücke aussortieren und aufräumen, ok. Aber sie immer wieder in kleine Sushirollen verwandeln und in Schubladen und Schränke einsortieren? Nope. Warum denn auch? Unser altes System funktioniert doch großartig.
Lisa versprach mir, dass ich nur 10 Minuten reinschauen müsse und damit wäre sie schon glücklich. Es ginge nur um einen Einblick in Falttechnik. Ich war dagegen.
Das Feldexperiment
Zwei Tage später hatte sie alle meine Klamotten mit dem neuen System einsortiert. Es sah sah richtig cool aus, da sie alles farblich sortiert hatte. Gut, dass das keine Zukunft haben wird, war selbst Lisa klar. Aber es ging um ein Feldexperiment, wie sie es nannte. Sie sortierte ein paar Tage später auch die Sachen von Viktor und sich um, sodass wir plötzlich enorm viel Platz in den Schränken hatten. Das war erstaunlich, da wir vorher nichts aussortiert hatten.
Plötzlich war ich interessiert und fragte sie nach einer Folge zum Thema Papierkram. Denn was mit Kleidung ging, müßte doch auch auf das Büro zu übertragen sein. Und da sah selbst ich Handlungsbedarf. Nach 20 Minuten hatte mich Marie am Haken. Ich schaute mir drei Folgen hintereinander an, da das Aufräumen der Keller sowie Garagen mich mitten ins Herz traf. Die Männer schienen so befreit und voller Energie zu sein, nachdem sie ihre Revier in einen Ort verwandelt hatten, an dem sie sich gerne aufhielten.
Was ich nicht tat: Wegwerfen. Ausgemistet hatten wir tatsächlich sehr radikal bei unserem Umzug und das war aktuell nicht unser Problem.
On Fire
Noch mehr geschah in mir. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis meine Handy-Apps zu sortieren, mein Laptop, meinen Papierberg, meine Bücher, alles. Und es geschah etwas sehr merkwürdiges: Ich fand es nicht nur enorm befreiend, sondern behielt das System bei, den unser altes System erschien mir nun doch nicht mehr so großartig.
Klar, versuchten wir auch Viktor zu überzeugen abends ein wenig mitzufalten und seine Spielsachen vor dem Schlafengehen wieder an einen vorgesehenen Ort zu bringen. Aber das Interesse ist bis dato relativ gering. Kondos Mädchen haben das Aufräum-Gen wohl eher geerbt. Hier wird das sicherlich noch etwas Zeit brauchen, um es fest in die Familie zu installieren, wenn ich so den allabendlichen Lego-Spielzeugberg im Wohnzimmer betrachte, den wir am Ende verstauen während Viktor bereits schläft.
Nachtrag: Nach fünf Wochen gab es doch eine Veränderung. Viktor räumte morgens für die Putzfrau auf, damit sie nicht über seine Sachen stolpert. Freiwillig und ohne Einmischung unsererseits. Immerhin liegt ihm die Gesundheit von ihr am Herzen.