HUNDE IN DER KOMFORTZONE: DER WILL NUR SPIELEN
[4 Minuten — durchschnittliche Lesezeit]
Habe ich eigentlich bereits über Hunde geschrieben? Ich bin mir nicht sicher, egal. Ich tue es einfach, da ich mit der Erfahrung der letzten Jahre sicherlich weiseres von mir gebe, als noch vor zwei Jahren. Über Hunde wurde sicherlich schon eine Menge schönes wie ungerechtes als auch dummes geschrieben. Ich versuche mich daran es einigermaßen neutral zu schildern. Ok, stimmt nicht. Ich schildere es so, wie es war.
Ich mag Hunde und bin mit einem von ihnen aufgewachsen. Soviel zu meiner Vorbildung.
Für mich sind Hunde trotzdem – und hier trennt sich die Spreu vom Weizen – Tiere. Keine Ersatzmenschen. Unser Hund war echt eine coole Socke: sein Lieblingshobby war am vollbesetzten Esstisch einen Schleichmichel zu hinterlassen und abzuhauen. Sprich beim Familienessen unter dem Tisch zu liegen, zu betteln und wenn das nicht von Erfolg gekrönt war, einen stinkenden „Koffer“ stehen zu lassen. Ich rede hier nicht von einem kleinen Pups, sondern von einem ekelhaft stinkenden, ausgewachsenen Furz. Wenn einer von uns Kindern das gemacht hat, war meine Mutter stinksauer, aber bei dem Hund war das süß. Logo. Ich fand es ehrlich gesagt auch lustig und manchmal schob ich meine Gase auf den Hund und schwupps war ich fein aus der Sache raus.
Er war ein gelassener Begleiter und Angst mußte man vor ihm trotz seiner stattlichen Größe wirklich nicht haben. Respekt, aber keine Angst. Denn solange man ihn nicht provozierte, was alles in bester Ordnung. Es gab natürlich Tiere, die das nicht beachteten und von ihm gnadenlos verfolgt wurden.
Ehrlich gesagt kenne ich das auch bei Menschen. Es gibt Exemplare, die im Affekt Dinge tun, die man ihnen nicht zugetraut hätte und sie sich wahrscheinlich selbst nicht.
Hunde und Kinderspielplätze
Entsprechend kritisch bin ich auch bei Hundebesitzern, die ihre unangeleinten Hunde auf Spielplätzen Gassi gehen lassen und bei der Bitte, den Hund anzuleinen und auch einen anderen Ort für deren Urin und Kot zu suchen, völlig verständnislos reagieren. Ich betone „Bitte“, da ich wirklich immer anfangs freundlich darum frage mit dem Hinweis, dass mein Kind bereits von einem Hund angefallen wurde und seitdem Angst hat.
Die meisten (nicht alle) Hundbesitzer werden sofort aggressiv, erklären, dass das Kind damals wohl das arme Tier unsachgemäß behandelt hätte. Wenn ich dann sage, dass das Kind noch nicht laufen konnte und auf dem Arm meiner Frau schlief, als der Hund aus der Tür eines gerade geparkten Autos ankam, wird das nur abgetan. Na dann hat sich ihre Frau wohl nicht richtig verhalten. Gut, sie lief und unterhielt sich mit einem anderen Paar. Das könnte der Fehler gewesen sein. Wie dem auch sei, keine Schilder mit „Hunde verboten“ oder sonstige Argumente helfen in solchen Momenten. Ich habe wirklich alles ausprobiert. Mich halb gekloppt, Polizei gerufen, freundlich geblieben, obwohl ich ausflippen wollte, Mantra wiederholt „Bitte leinen Sie Ihren Hund an“ ohne auf Provokationen zu reagieren. Alles. Nur eine Frau war mal so nett und hat ihr Tier zügig angeleint und ist dann vom Spielplatz verschwunden. Sie nuschelte zwar etwas wie „typisch Kinderbesitzer – Arschloch“, aber das war ok. Ich bin da nicht anspruchsvoll oder nachtragend.
Kinderbesitzer
Kinderbesitzer klingt irgendwie lustig. Die Frau hatte definitiv keine eigenen Kinder, denn ansonsten wüsste sie, dass man die Zwerge eher als „Elternbesitzer oder Sklaventreiber“ bezeichnen kann und man als Eltern noch nicht einmal mehr sein stilles Örtchen besitzt. Auch nicht sein Schlafzimmer oder so. Alles annektiert am Tag der Geburt.
Ich überlege gerade, was ich noch besitze: Meine Würde? Kommt darauf an, wie man diese definiert. Wenn ich mich am Wochenende auf allen Vieren kriechen sehe und mir ein herrschaftlicher Ritter im drei Sekunden Takt in meine Flanken drückt, damit ich ihn schneller von A nach B reite, dann fühle ich mich relativ würdefrei.
Ich schweife ab. Sorry.
Vorgehensweise bei Hundebesitzern, die sich auf dem Holzweg befinden
Mein Credo seitdem bei Hundebesitzern: Ein Mal nett bitten und dann sofort abschwirren zum eigenen Kind. Keine Diskussion mehr. Wenn dann nichts passiert einfach die Polizei oder (wenn es in der Woche ist) das Ordnungsamt rufen. Die Nummer habe ich mittlerweile eingespeichert. Ohne Ankündigung oder Drohung. Die kommen zwar eh meist zu spät oder verwarnen nur, aber ich möchte mir später nicht vorwerfen, dass ein Kind zu schaden kam, nur, weil ich aufgegeben habe oder zu faul war etwas zu unternehmen.
Eigentlich ist es so bei ungehorsamen Hunden wie bei aggressiven Kindern: Die Hunde/Kinder können am wenigsten für ihre Verhaltensmuster. Die Erziehungsberechtigten hingegen haben einen großen Anteil daran. Wenn Eltern ihre Kinder auf einem Hundeplatz spielen lassen würden und einige ängstliche Hunde mit ihren Schaufeln und Schreien nervös machen würden, könnten die Kinder schließlich auch nichts dafür. Eigentlich eine coole ((bundesweite) Protestaktion. Denn manchmal braucht es einfach einen Sichtwechsel, um ein wenig Verständnis von der Opposition zu erhalten: #KinderAufHundplätzeSpielenLassen oder #GekommenUmZuBleiben