LOBHUDELEI TEIL 3: RICHTIGES LOBEN
[3 Minuten — durchschnittliche Lesezeit]
Teil 3 von 4: Beim Loben geht nicht im die Menge, sondern um das WIE.
Man muss auch nicht jede Banalität des Alltags wohlwollend kommentieren – das ist auch die Art Lob, die der bekannte Familientherapeut Jesper Juul in seinen Büchern kritisiert oder was manchmal als „falsches“ Loben in Abgrenzung zum „richtigen“ Loben beschrieben wird.
Laut dem Pädagogen Hansjörg Neubert, geht es nicht um die Menge, sondern um das Wie. Es wird bei kleinen Kindern oft falsch gelobt — also wenn überhaupt nichts vorgewiesen wird. Und das passiert häufig. Dann liest man einen Erziehungsratgeber: Es wird bedeutend mehr kritisiert als gelobt, also wird jetzt bei jedem kleinen Verhalten gelobt, dann wird das Lob gewöhnlich.
Übertriebenes Lob macht misstrauisch
Eltern, die alles toll finden, was ihre Kinder machen, werden als Kritiker bald nicht mehr ernst genommen, schließlich gar nicht mehr gefragt. Kinder reagieren sogar gekränkt, wenn sie für zu leichte Aufgaben Lob bekommen. Sie haben das Gefühl: Mehr traut man mir nicht zu, was ihr Selbstwertgefühl erst recht untergräbt. Man kennt das auch von Lehrern. Erinnerst Du Dich? Ein Lehrer (es war unsere Kunstlehrerin), der ständig alle Kinder gleichermaßen für alles übertrieben gelobt hat, wurde nicht ernst genommen. Ein Lehrer (es war unser Lateinlehrer) hingegen, der einen alle Jubeljahre für eine wirklich herausragende Leistung gelobt hat, an den kann man sich noch heute erinnern und auch, wofür genau man gelobt wurde. Es kann sogar so weit gehen, dass einen ein seltenes Lob einer Person dazu bringt, etwas zu seinem Hobby zu machen oder zu seinem Beruf.
3 wichtige Regeln für richtiges Loben laut Hansjörg Neubert:
1. Es muss ehrlich und authentisch sein. Es darf nicht übertrieben sein.
2. Außerdem soll man mit einem Lob wirklich das Kind meinen, nicht indirekt sich selbst.
Tatsächlich ist der überschwängliche Jubel des Vaters über seinen mutigen Sohn oft eher ein — unbewusstes — Eigenlob, Ausdruck des Stolzes, so einen tollen Sohn zu haben.
3. Lob muss klar sein. Pädagogisches Handeln ist schon vom Ansatz her oft ein diffuses Geschehen und da muss man sich um Klarheit bemühen.
Ermutigung als Alternative zu klassischen Lobeshymnen
Was also ist die Alternative? Wie können Sie Ihrem Kind Anerkennung zeigen, ohne ständig das klassische Lob anzuwenden? Das Zauberwort lautet: Ermutigung.
Dazu ist es hilfreich zu überlegen, was Kinder sich wünschen, wenn sie uns ein selbst gemaltes Bild oder einen gerade gebauten Turm zeigen: Aufmerksamkeit und Interesse. Wenn Sie nun mit Ermutigung reagieren, könnte das so aussehen:
„Oh, du hast ja einen Turm gebaut, zeig mal. Der hat aber viele Farben!“ oder „Ah, du hast gemalt. Das möchte ich gern mal sehen. Wie hast du das denn gemalt?“ Das ist viel konkreter als ein „Toll gemacht!“.
Auch das Signalisieren von Freude ist eine Form von Ermutigung, z.B. „Wow, du bist ja allein auf die Rutsche geklettert! Zum ersten Mal! Juhu!“ statt „Gut gemacht!“.
Auch kann man auf die positive Wirkung, die das Verhalten des Kindes hat, hinweisen, z.B.: „Sieh mal, wie dein kleiner Bruder lächelt. Er freut sich, dass du ihm geholfen hat.“ oder „Ich freue mich, dass du so toll gespielt hast. So konnte ich in Ruhe aufräumen.“
Ermutigung bedeutet also: Interesse zeigen, indem man Fragen stellt, sich mit freut, positive Folgen benennt oder einfach beschreibt, was man sieht.
Bei Zeugnissen kann man loben, dass das Kind selbstständig arbeitet, dass er/sie die Noten im Blick hat.
Ein konkretes Lob klingt immer anders, sodass das Kind die Aufmerksamkeit spürt. Denn manchmal ist das schnelle, pauschale “Klasse” oder “Prima” eher ein liebloser Umgang, ein Abwimmeln des Kindes. Aber bei aller Ausführlichkeit: Keine doppelten Botschaften wie “Klasse, dass du im Aufsatz eine 1 geschrieben hast — aber deine Handschrift ist furchtbar.”
Es ist tatsächlich gar nicht so einfach mit dem Loben, sagt auch der Psychologe Herbert Scheithauer:
“Ich muss in den Situationen richtig loben, und ich muss eben auch das Alter der Kinder und Jugendlichen berücksichtigen, denen ich gegenüberstehe. Das ist übrigens etwas, was zum Beispiel bei Lehr-/Lernsituationen oftmals falsch gemacht wird. Kinder kommen irgendwann in ein Alter, wo zum Beispiel vor versammelter Schulklasse ein Lob vielleicht genau den gegenteiligen Effekt hat: Man gilt dann plötzlich als der Streber.