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Kindergarten?! Ich habe doch gerade 1.000 Formulare ausgefüllt und ein Kind bekommen. Wenn die Geburt Deines Zwerges erfolgreich abgeschlossen wurde und Du den Antrag für das Kinder- sowie Erziehungsgeld ausgefüllt und abgeschickt hast, denkst Du, damit sei erst einmal alles erledigt und Du könntest Dich entspannt zurücklehnen. Weit gefehlt, junger Padawan: Du kannst Dich direkt an die Recherche für einen Kita (Kindertagesstätte)- bzw. Kindergartenplatz begeben. Denn dafür brauchst Du Zeit, viel Spucke (Schleimen gehört zum Handwerk, um einen Wunschplatz zu ergattern) und eine Menge Informationen aus erster Hand (Kinder, die bereits im Kindergarten sind), damit es keine bösen Überraschungen gibt.
Zudem müsst ihr euch entscheiden, wann es für euren Zwerg losgeht. Es gibt ja auch die Möglichkeit einer Tagesmutter, eines Au-pairs, einer Nanny oder einer Großtagespflege. Teilweise unumgänglich, da die Kindergärten meist nur im August neue Kinder aufnehmen. Manchmal hat man Glück wie wir und ein Platz wird innerhalb des Jahres frei, wenn eine Familie umzieht.
Lisa wollte gerne nach einem Jahr wieder arbeiten. In Düsseldorf gibt es wie in vielen Städten einen Kita-Navigator. Ja, Du liest richtig. Ich war auch etwas irritiert, denn darüber wird geregelt, welchen Platz Dein Kind wann erhält und ob überhaupt. Du gibst einige Daten über die Familie und Dein Kind ein und kennzeichnest die Kindergärten Deiner Wahl. Danach heißt es abwarten und Tee trinken. Es kann sein, dass sich jemand irgendwann meldet oder auch nicht. Denn die Kindergärten schauen selbst ins Netz, sobald sie Plätze zu vergeben haben und kontaktieren die Eltern, deren Kind vom Geschlecht und vom Alter in die Gruppe passen.
Uns war dieses Lotto-Spiel etwas zu unsicher und daher kümmerten wir uns parallel um private Kindergärten und kontaktierten einige telefonisch oder per Mail. Wenn es das Angebot eines „Tag der offenen Tür“ gab, schauten wir mal rein und unterhielten uns mit der Leitung. Wir schauten uns auch einige Tagesmütter an, die uns über die Stadt vermittelt wurden. Ich kann euch Geschichten erzählen über diese Treffen der anderen Art…#HumorIstWennManTrotzdemLacht
Ich halte mich an dieser Stelle kurz und sage nur: Wir besuchten einen Tagesvater in einer Messi-Wohnung im düsteren Souterrain. Dort saß ein blasses, apathisches Kind in der Ecke und spielte teilnahmslos mit einer kopflosen Puppe. Meine Rückenhaare sträuben sich heute noch, wenn ich daran denke und stehen geschockt zu Berge. Danach lernten wir eine Tagesmutter in einer Wohnung im vierten Stock ohne Aufzug kennen. Diese ging täglich mit ihrem Hund und den 5 Tageskindern (unter 3 Jahren!) zum nächstgelegenen Spielplatz. Das Essen musste man täglich vorgekocht mitgeben und es gab vor dem Wohnhaus weit und breit keinen Parkplatz (Hauptstraße), sodass man morgens mindestens 20 Minuten Parkplatzsuche sowie Fußweg hätte einrechnen müssen. Nebenbei hatte sie 6 Wochen Urlaub im Jahr geblockt und wenn sie krank ist, sei sie krank und es gibt keine alternative Tagesmutter mit der sie kooperiert.
Damit war das Thema auch erledigt und wir konzentrierten uns auf Einrichtungen, die direkt am Gebäude einen eigenen Spielplatz, möglichst viele Parkplätze in Laufweite, einen vernünftigen Personalschlüssel (X Erzieherinnen pro Y Kinder), ein organisiertes Mittagessen, eine professionelle Betreuung bis zum Schuleintritt, schöne sowie helle Räume, geregelte Urlaubstage und gewisse Hygienevorschriften vorweisen konnten.
Wir hatten eine teure, aber wunderbare private Großtagesstädte mit rein biologischem Essen direkt bei uns um die Ecke gefunden und bereits den Vertrag erhalten, als wir am nächsten Tag einen Anruf auf der Mailbox hatten. Eine nette Stimme verkündete uns, dass wir über den Kita-Navigator gefunden wurden und wir in zwei Monaten einen Platz haben könnten. Wir müssten aber direkt am nächsten Tag vorbei kommen, da dieser Platz ansonsten an das nächste Kind abgegeben würde. Es gäbe eine Warteliste von über 600 Kindern.
Lisa konnte es nicht fassen, da dieser Betriebskindergarten ihr absoluter Favorit war und noch dazu wesentlich günstiger als die private Einrichtungen. Sie hatte sich diesen Platz in den Kopf gesetzt nachdem ein Mädchen aus dieser Kita ihr erzählt hatte, dass sie Wochenenden „total doof“ fände. Auf die Frage, warum, sagte sie „Weil ich da nicht in den Kindergarten darf“. Kinder sind sensationelle Seismographen und auf deren Urteil kann man wirklich etwas geben. Lisa hatte daraufhin noch ein paar andere Kinder von dort interviewt und alle waren absolute Fans.
Wir nahmen uns also einen Vormittag frei, besuchten die den Kindergarten am nächsten Tag und unterschrieben den Vertrag direkt vor Ort. #FaktenSchaffen
Und mache Dich am besten gleich auf die Suche nach Kursen für die musikalische Früherziehung sowie Ballschulen und lasse Dich auf die Wartelisten setzen. Bei uns kann es bei der städtischen Musikschule schon mal zwei Jahre dauern, bis Du einen Platz bekommst. Und keine drei Jahre später darfst Du bereits die Grundschulen der Umgebung abchecken und das Spiel beginnt von Vorne. Have fun. #HamsterradOlé