ERSTER: VOM BABYVERGLEICH UND ANDEREN UNARTEN
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Es gibt Dinge, die sind absolut lächerlich. Jeder weiß das, aber aus irgendeinem gesellschaftlichen Leistungsdruck heraus, findet es dennoch statt. Wovon ich spreche? Über den Schwanzvergleich ähhh Babyvergleich. Und dabei sollte man meinen, dass jeder weiß, dass die Entwicklungsschübe unserer Kinder nun einmal individuell und nicht zu vergleichen sind.
Doch das hält niemanden auf, es trotzdem zu machen…
Es beginnt schon bei der Geburt: Welche Geburt war schrecklicher, länger, blutiger? Weiter geht es mit den Haufen: Wessen Kind legt häufiger, größere und widerlichere Exkremente?
Und das macht ja noch Spaß, denn anfangs können die Würmer eh nichts. Doch sobald es um Brei essen, Krabbeln, Laufen, Sprechen geht, kommt die WhatsApp-Gruppe vor stolz nicht mehr zur Ruhe und jeder versucht sein armes Kind z.B. in die Senkrechte zu buxieren, damit es dieses Mal das erste aus der Gruppe ist, dass den anderen eine Nasenlänge voraus ist.
Und jetzt liegt es an euch, euer Kind vor diesem Ego-Wahnsinn zu schützen und einfach mal in Ruhe zu lassen. Es läuft, sobald es läuft, es spricht, sobald es Lust dazu hat.
Und unter uns: Du wirst Dir beispielsweise im Restaurant heimlich die Zeit zurück wünschen, als Dein Zwerg einfach die Klappe gehalten hat und still auf seinem Kinderstuhl saß während er glückselig sein Brot mümmelte.
Sobald das frühreife Früchtchen nämlich laufen und quatschen kann, ist es finito mit dem entspannten Essen gehen und Du rennst der schnellsten Maus von Mexiko hinterher während Dein Steak die Temperatur des Raumes auf Deinem Platz annimmt.
Gleichzeitig entschuldigst Du Dich bei den Gästen, die Dein ehrlicher Zwerg möglicherweise mit bestem Gewissen ein paar salbungsvolle Beleidigungen um die Ohren geworfen hat. „Du bist aber hässlich“ und „Dein Hund sieht aber komisch aus“ klingen nicht in jedermanns Ohren nach einem nett gemeinten Hinweis.
Also: genieße jede Phase Deines Kindes – ganz gleich wie lange sie dauert. Freue Dich, wenn es den nächsten Schritt macht, jedoch ist es sein und nicht Dein Schritt. Daher lasse Dein Kind diesen selbst gehen. Und nehme den Erfolgsdruck der anderen auf die Schüppe.
Mache Dich lustig darüber und zeige Deinem Kind, dass es genau richtig ist, wie es ist. Denn nur so kann es Selbstbewusstsein entwickeln. Und Du wirst der beste Vater, der Du sein kannst.
Bildnachweis: Flickr | Untitled | Michael (Miche) Spring