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WAR­UM LER­NEN?: “WE DON´T NEED NO EDU­CA­TI­ON

By on 5. Oktober 2017

[5 Minu­ten — durch­schnitt­li­che Lese­zeit]

Haus­auf­ga­ben? Ler­nen? Den­ke an Dei­ne Zukunft? Ich dach­te nur „Wen inter­es­siert es! Ich möch­te mit mei­nen Kum­pels Nin­ten­do zocken“. War­um soll­te es unse­ren Kin­dern anders gehen als uns? Genau des­we­gen wie­der­holt sich Geschich­te und man sitzt als Vater vor sei­nem gelang­weil­ten, lern­un­wil­li­gen Kind und weiß genau, wie er/sie sich fühlt. „Wofür soll ich das alles ler­nen, wenn auf mich doch gera­de viel span­nen­de­re Din­ge beschäf­ti­gen und inter­es­sie­ren?!“ Hm, sehr gute Fra­ge.

Letz­tens hör­te ich im Radio, dass Mar­tin Luther vor einer Klas­se Erst­kläss­ler gestan­den haben soll, sich ver­neig­te und sag­te: „Guten Mor­gen, sehr ver­ehr­te zukünf­ti­ge Herr Rich­ter, Pre­di­ger, Kanz­ler­schrei­ber und Dok­to­ren“. Viel­leicht hät­te so ein Satz mei­ne Ein­stel­lung bereits ver­än­dert. Luther sah in den Klei­nen bereits die Gro­ßen von Mor­gen und mach­te den Kin­dern damit deut­lich: „Ihr könnt etwas. Etwas, was ihr euch bis jetzt noch nicht zuge­traut habt“. Eine klei­ne Ges­te mit einer gro­ßen Wir­kung und Aus­sa­ge dahin­ter.

Ich wer­de ver­su­chen in die­sem Arti­kel ein wirk­lich kom­ple­xes und wich­ti­ges The­ma mög­lichst kurz zu hal­ten. Dadurch wer­den eini­ge Din­ge hin­ten rüber fal­len, aber Du kannst mir eine kur­ze Mail schrei­ben, wenn Du Dich damit näher beschäf­ti­gen möch­test. Dann sen­de ich Dir aus­führ­li­che Tipps, Stu­di­en und Links.

Sta­tus quo in den meis­ten Fami­li­en:

• Die meis­ten Eltern enga­gie­ren sich bei den Haus­auf­ga­ben ihrer Kin­der – aber meist nicht auf eine ziel­füh­ren­de Wei­se. Gera­de bei schlech­ten Noten üben sie oft Druck aus und kon­trol­lie­ren zu stark.

• Dar­un­ter lei­det die Moti­va­ti­on des Kin­des und die Schul­leis­tun­gen sin­ken.

Lösung:

• Bes­ser ist es, das Kind zum selbst­stän­di­gen Arbei­ten anzu­re­gen und es zu unter­stüt­zen. So gewinnt es Ver­trau­en in sei­ne Fähig­kei­ten.

Sollst Du als Vater über­haupt bei den Haus­auf­ga­ben hel­fen?

Päd­ago­gisch betrach­tet nein. Denn das ent­spricht eigent­lich nicht dem Sinn von Haus­auf­ga­ben. Eine Stu­die fand sogar her­aus, dass bei Kin­dern, die über Über­wa­chung, Ein­mi­schung und Streit um die Haus­auf­ga­ben berich­te­ten, sich ihre Leis­tung im Lauf des Schul­jah­res ver­schlech­ter­te. Das bedeu­tet aber nicht, dass man sich aus den Haus­auf­ga­ben raus­hal­ten soll­te, son­dern es auf die Qua­li­tät der Unter­stüt­zung ankommt.

Wie las­sen sich Kin­der zum selbst­stän­di­gen Ler­nen anlei­ten?

Eltern könn­ten das Kon­flikt­po­ten­zi­al redu­zie­ren, indem sie bei den schul­be­zo­ge­nen Zie­len umden­ken und das The­ma wie im Büro hand­ha­ben:

Stel­le Dir vor, Du hast kom­pe­ten­te Mit­ar­bei­ter, die am Mon­tag erfah­ren, dass sie am Don­ners­tag um 9 Uhr ein Pro­jekt bei Dir abzu­lie­fern haben. Die Dead­line ist somit klar. Hier denkst Du ja auch ergeb­nis- und pro­zess­ori­en­tiert, denn das Ziel ist, dass das Pro­jekt pünkt­lich bei Dir abge­lie­fert wird. Wann die Mit­ar­bei­ter das erle­di­gen, ist Dir egal.

Und so mache es auch mit Dei­nem Kind. Statt “Mein Kind soll erst sei­ne Haus­auf­ga­ben erle­di­gen, dann darf es spie­len” könn­ten man sagen “Es ist mir wich­tig, dass mein Kind sei­ne Haus­auf­ga­ben regel­mä­ßig erle­digt, den Zeit­punkt soll es mit­be­stim­men”.

Ermu­ti­ge Dein Kind, eigen­stän­dig Lösungs­we­ge zu erar­bei­ten und hel­fe nur dann, wenn es den Wunsch dazu signa­li­siert. Wich­tig ist, dass sich das Kind inten­siv mit den Lern­in­hal­ten aus­ein­an­der­setzt und sich indi­vi­du­ell ver­bes­sert. Beto­ne dann nicht zu häu­fig, was noch bes­ser sein könn­te, son­dern freue Dich ein­fach über die Selbst­stän­dig­keit Dei­nes Spröss­lings.

Wie schafft man eine gute Lern­at­mo­sphä­re?

Die Haus­auf­ga­ben­zeit ist meist von nega­ti­ver Stim­mung geprägt – von Stress, Unge­duld oder gar Wut. Und das von bei­den Sei­ten. Ich sage es Dir unger­ne, aber oft ist es wie beim Com­pu­ter. Da sitzt auch das eigent­li­che Pro­blem VOR dem Bild­schirm. So ist es auch häu­fig beim Kind. Du bist das Pro­blem und nicht Dein Kind. Du bist z.B. unge­dul­dig, da Du noch viel ande­res zu erle­di­gen hast. Oder Du bist wütend, da Du im Büro Stress hat­test mit einem Kol­le­gen und Dein Kind ist in dem Augen­blick das Ven­til für Dei­nen Frust.

Manch­mal kann es sinn­voll sein die Situa­ti­on neu zu betrach­ten – also eine “Umbe­wer­tung” vor­zu­neh­men: “Okay, mein Kind möch­te im Moment von mir viel Unter­stüt­zung beim Ler­nen. Aber immer­hin kann ich dadurch viel Zeit mit ihm ver­brin­gen. Das wird in ein paar Jah­ren ver­mut­lich nicht mehr so sein.”

Was för­dert die Lern­mo­ti­va­ti­on?

Beim The­ma Lob­hu­de­lei hat­ten wir bereits die unter­schied­li­chen Moti­va­ti­ons­for­men. Die intrin­si­sche Moti­va­ti­on ist die inne­re, aus sich selbst ent­ste­hen­de Moti­va­ti­on eines jeden Men­schen: bestimm­te Tätig­kei­ten macht man ein­fach gern, weil sie Spaß machen, sinn­voll oder her­aus­for­dernd sind oder einen schlicht inter­es­sie­ren.

Die gute Nach­richt für alle Män­ner, die ihren Nach­wuchs nicht für die hells­te Ker­ze auf dem Kuchen hal­ten:
Laut einer Stu­die ist die Moti­va­ti­on für den Lern­er­folg sogar wich­ti­ger als die Intel­li­genz. Es käme nicht dar­auf an, wie schlau jemand ist, son­dern auf die Moti­va­ti­on und auf geschick­te Lern­stra­te­gi­en.

Ler­nen mit Freun­den

Wett­be­werb moti­viert Kin­der, und sie ler­nen von­ein­an­der. Pro­bie­re es mal aus und las­se Dein Kind die Haus­auf­ga­ben gemein­sam mit dem Freund oder der Freun­din machen.

Das “War­um” kann moti­vie­ren

Und fra­ge nicht stän­dig nach den Noten, son­dern danach, was das Kind Inter­es­san­tes in der Schu­le gelernt hat und machen ihm klar, wofür das Wis­sen im Leben nütz­lich ist. #DasWuss­teIch­Da­mals­Schon­Nicht

Denn die Aus­sicht auf die spä­te­re Job­wahl kann ein Anreiz sein. “Ich will spä­ter Infor­ma­ti­ker wer­den, des­halb ler­ne ich für Mathe.”

Wer bestimmt die Maße an Haus­auf­ga­ben?

Wie vie­le Haus­auf­ga­ben darf ein Kind über­haupt auf­ha­ben? Dies ist in den ver­schie­de­nen Bun­des­län­dern gesetz­lich gere­gelt. Als Richt­wert soll­ten Kin­der die Arbeit in fol­gen­den Zei­ten selbst­stän­dig erle­di­gen kön­nen: 1. und 2. Klas­se: in 30 Minu­ten pro Tag; 3. und 4. Klas­se: 60 Minu­ten, 5. und 6. Klas­se: 90 Minu­ten, ab der 7. Klas­se: 120 Minu­ten. Dar­über hin­aus ver­bie­ten die meis­ten Schul­ge­set­ze Haus­auf­ga­ben an Sonn- und Fei­er­ta­gen sowie in den Feri­en. Soll­te Dein Kind wesent­lich län­ger zum Erle­di­gen der Haus­auf­ga­ben benö­ti­gen, erkun­di­ge Dich zum Bei­spiel am Eltern­abend, wie es den ande­ren geht. Unter Umstän­den geben die Leh­rer tat­säch­lich zu viel auf oder spre­chen sich nicht ab. Kei­nes­falls dür­fen die Haus­auf­ga­ben dazu füh­ren, dass Dein Kind zu wenig Schlaf bekommt.

Wie erhält das Ler­nen Struk­tur?

Man­che Päd­ago­gen emp­feh­len das Aus­fül­len eines Haus­auf­ga­ben­plans. In der Über­sicht kann das Kind Erle­dig­tes sprich­wört­lich “abha­ken”. Wich­tig auch hier: Der Nach­wuchs muss das Gefühl haben, dass er bei der Orga­ni­sa­ti­on mit­be­stimmt.

Was kann man sonst noch tun?

In der Ruhe liegt die Kraft und über­le­ge, wie es Dir als Kind ging.

Aktio­nis­mus ist also unan­ge­bracht: Im Licht der Wis­sen­schaft betrach­tet scheint – zumin­dest in der Grund­schu­le – noch nicht all­zu viel davon abzu­hän­gen, dass ein Kind Men­gen von Haus­auf­ga­ben erle­digt.

Das Aller­wich­tigs­te:

Und ganz grund­sätz­lich gilt, dass Ler­nen posi­tiv besetzt muss. Lern­in­hal­te, die unter Zwang und Druck gelernt wer­den, blei­ben nicht. Eine gute und ver­ständ­nis­vol­le Bezie­hung zu Eltern und Leh­rern ist also die hal­be Mie­te.

Bild­nach­weis: Flickr | Desk Toys | Chris Schrier
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