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LOB­HU­DE­LEI TEIL 3: RICH­TI­GES LOBEN

By on 19. September 2017

[3 Minu­ten — durch­schnitt­li­che Lese­zeit]

Teil 3 von 4: Beim Loben geht nicht im die Men­ge, son­dern um das WIE. 

Man muss auch nicht jede Bana­li­tät des All­tags wohl­wol­lend kom­men­tie­ren – das ist auch die Art Lob, die der bekann­te Fami­li­en­the­ra­peut Jesper Juul in sei­nen Büchern kri­ti­siert oder was manch­mal als „fal­sches“ Loben in Abgren­zung zum „rich­ti­gen“ Loben beschrie­ben wird.

Laut dem Päd­ago­gen Hans­jörg Neu­bert, geht es nicht um die Men­ge, son­dern um das Wie. Es wird bei klei­nen Kin­dern oft falsch gelobt — also wenn über­haupt nichts vor­ge­wie­sen wird. Und das pas­siert häu­fig. Dann liest man einen Erzie­hungs­ratge­ber: Es wird bedeu­tend mehr kri­ti­siert als gelobt, also wird jetzt bei jedem klei­nen Ver­hal­ten gelobt, dann wird das Lob gewöhn­lich.

Über­trie­be­nes Lob macht miss­trau­isch

Eltern, die alles toll fin­den, was ihre Kin­der machen, wer­den als Kri­ti­ker bald nicht mehr ernst genom­men, schließ­lich gar nicht mehr gefragt. Kin­der reagie­ren sogar gekränkt, wenn sie für zu leich­te Auf­ga­ben Lob bekom­men. Sie haben das Gefühl: Mehr traut man mir nicht zu, was ihr Selbst­wert­ge­fühl erst recht unter­gräbt. Man kennt das auch von Leh­rern. Erin­nerst Du Dich? Ein Leh­rer (es war unse­re Kunst­leh­re­rin), der stän­dig alle Kin­der glei­cher­ma­ßen für alles über­trie­ben gelobt hat, wur­de nicht ernst genom­men. Ein Leh­rer (es war unser Latein­leh­rer) hin­ge­gen, der einen alle Jubel­jah­re für eine wirk­lich her­aus­ra­gen­de Leis­tung gelobt hat, an den kann man sich noch heu­te erin­nern und auch, wofür genau man gelobt wur­de. Es kann sogar so weit gehen, dass einen ein sel­te­nes Lob einer Per­son dazu bringt, etwas zu sei­nem Hob­by zu machen oder zu sei­nem Beruf.

3 wich­ti­ge Regeln für rich­ti­ges Loben laut Hans­jörg Neu­bert:

1. Es muss ehr­lich und authen­tisch sein. Es darf nicht über­trie­ben sein.

2. Außer­dem soll man mit einem Lob wirk­lich das Kind mei­nen, nicht indi­rekt sich selbst.

Tat­säch­lich ist der über­schwäng­li­che Jubel des Vaters über sei­nen muti­gen Sohn oft eher ein — unbe­wuss­tes — Eigen­lob, Aus­druck des Stol­zes, so einen tol­len Sohn zu haben.

3. Lob muss klar sein. Päd­ago­gi­sches Han­deln ist schon vom Ansatz her oft ein dif­fu­ses Gesche­hen und da muss man sich um Klar­heit bemü­hen.

Ermu­ti­gung als Alter­na­ti­ve zu klas­si­schen Lobes­hym­nen

Was also ist die Alter­na­ti­ve? Wie kön­nen Sie Ihrem Kind Aner­ken­nung zei­gen, ohne stän­dig das klas­si­sche Lob anzu­wen­den? Das Zau­ber­wort lau­tet: Ermu­ti­gung.

Dazu ist es hilf­reich zu über­le­gen, was Kin­der sich wün­schen, wenn sie uns ein selbst gemal­tes Bild oder einen gera­de gebau­ten Turm zei­gen: Auf­merk­sam­keit und Inter­es­se. Wenn Sie nun mit Ermu­ti­gung reagie­ren, könn­te das so aus­se­hen:

Oh, du hast ja einen Turm gebaut, zeig mal. Der hat aber vie­le Far­ben!“ oder „Ah, du hast gemalt. Das möch­te ich gern mal sehen. Wie hast du das denn gemalt?“ Das ist viel kon­kre­ter als ein „Toll gemacht!“.

Auch das Signa­li­sie­ren von Freu­de ist eine Form von Ermu­ti­gung, z.B. „Wow, du bist ja allein auf die Rut­sche geklet­tert! Zum ers­ten Mal! Juhu!“ statt „Gut gemacht!“.

Auch kann man auf die posi­ti­ve Wir­kung, die das Ver­hal­ten des Kin­des hat, hin­wei­sen, z.B.: „Sieh mal, wie dein klei­ner Bru­der lächelt. Er freut sich, dass du ihm gehol­fen hat.“ oder „Ich freue mich, dass du so toll gespielt hast. So konn­te ich in Ruhe auf­räu­men.“

Ermu­ti­gung bedeu­tet also: Inter­es­se zei­gen, indem man Fra­gen stellt, sich mit freut, posi­ti­ve Fol­gen benennt oder ein­fach beschreibt, was man sieht.

Bei Zeug­nis­sen kann man loben, dass das Kind selbst­stän­dig arbei­tet, dass er/sie die Noten im Blick hat.

Ein kon­kre­tes Lob klingt immer anders, sodass das Kind die Auf­merk­sam­keit spürt. Denn manch­mal ist das schnel­le, pau­scha­le “Klas­se” oder “Pri­ma” eher ein lieb­lo­ser Umgang, ein Abwim­meln des Kin­des. Aber bei aller Aus­führ­lich­keit: Kei­ne dop­pel­ten Bot­schaf­ten wie “Klas­se, dass du im Auf­satz eine 1 geschrie­ben hast — aber dei­ne Hand­schrift ist furcht­bar.”

Es ist tat­säch­lich gar nicht so ein­fach mit dem Loben, sagt auch der Psy­cho­lo­ge Her­bert Scheit­hau­er:

Ich muss in den Situa­tio­nen rich­tig loben, und ich muss eben auch das Alter der Kin­der und Jugend­li­chen berück­sich­ti­gen, denen ich gegen­über­ste­he. Das ist übri­gens etwas, was zum Bei­spiel bei Lehr-/Lern­si­tua­tio­nen oft­mals falsch gemacht wird. Kin­der kom­men irgend­wann in ein Alter, wo zum Bei­spiel vor ver­sam­mel­ter Schul­klas­se ein Lob viel­leicht genau den gegen­tei­li­gen Effekt hat: Man gilt dann plötz­lich als der Stre­ber.

Bild­nach­weis: Flickr | The Adven­tures of Win­nie the Pooh — Magic King­dom | Haydn Bla­ckey
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