TEAM DAD-TEAM MUM: ÜBELKEIT IN DER SCHWANGERSCHAFT
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TEAM DAD:
Das Leben ist manchmal hart wie Stahl und es trifft einen immer unerwartet. So war es auch, als die Übelkeit in der Schwangerschaft angetrabt kam: volle Breitseite und ohne Hoffnung auf eine baldige Besserung.
Als Lisa und ich schwanger wurden, waren wir erst überglücklich und wir weinten vor Freude. Doch plötzlich kam ein Schwall Sorge in uns auf. Wir bekamen Angst vor dem Ungewissen und der riesigen Verantwortung. Diese Gefühle kamen innerhalb von wenigen Sekunden gleichzeitig in uns auf und schüttelten uns kräftig durch. Das war in der 5. SSW (Schwangerschaftswoche). Das war aber erst ein Vorgeschmack dessen, was uns danach ereilte.
Eine Woche später begann eine Zeit, die sowohl für Lisa als auch für mich bereits eine erste Belastungsprobe darstellen sollte. Die Übelkeit in der Frühschwangerschaft ist weit verbreitet, aber bei jeder Frau kann dieser Zustand anders ausgeprägt sein. Manchen Frauen ist nur flau im Magen. Anderen verdirbt ein bestimmter Geruch jeden Appetit. Den Frauen, die es am schlimmsten trifft, ist über Tage und Wochen hinweg von morgens bis abends speiübel.
Lisa gehörte zur Speiübel-Fraktion. Ich erkannte sie nicht wieder. Vorher hatte sie wirklich Hummeln im Hintern, sie war immer gut drauf und vor allen Dingen gerne im Einsatz. Doch von einem Tag auf den anderen war sie wie ausgewechselt. Sie war ständig betrübt, konnte nicht aufstehen ohne vorher zumindest ein Zwieback oder einen Apfel zu gegessen zu haben, ihr war rund um die Uhr übel, sie war extrem geruchsempfindlich, müde, erschöpft und weinte selbst bei den Nachrichten.
Anfangs dachte ich, ok, doch nach einem Monat wurde ich mürbe und gebe zu, dass ich mir teilweise überlegte, ob Lisa sich da reinsteigert hat , da andere Schwangere wesentlich besser damit klar kamen bzw. gar keine Symptome dieser Art hatten. Ich war genervt und fühlte, dass wir nicht mehr Herr der Lage waren. Diese Ohnmacht, dass ich nichts tun konnte, lähmte mich auch in anderen Lebensbereichen. Als die Gynäkologin sie dann ins Krankenhaus schickte wegen der zu starken Gewichtsabnahme und der Dehydrierung, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich überhaupt solche Gedanken hatte.
Fazit meinerseits:
Es war eine lehrreiche Zeit für uns als Paar und für mich als baldiger Vater. Ich musste mich von Jetzt auf Gleich im Kopf umstellen und für Lisa sorgen. Am Ende stellte sich heraus, dass es für Lisa und Viktor das Beste war. Denn Lisa musste von Volldampf in der Arbeit und Privat runterfahren, um Viktor die entspannte Schwangerschaft zu geben, die er anscheinend benötigte. Zudem dankte er uns das Ganze, indem er ein absolut entspanntes Anfängerbaby war, das am liebsten schlief, gesund war und uns jede Sekunde verzauberte.
Meine Tipps für Dich:
Kleine Übung, um Dich in Deine Partnerin hineinzuversetzen: Gehe mit Deinen Jungs sooo richtig einen Trinken.
Das ist der einfache Teil der Übung. Dann gehe ins Bett. Der nächste Morgen ist das Wichtige und die harte Lehre.
- Wie fühlst Du Dich?
- Wie bist Du gelaunt?
- Was empfindest Du, wenn Dich der Porzellangott zu sich ruft, um ihn zu preisen?
- Bist Du eher aktiv und voller guter Laune oder liegst Du passiv ohne Motivation für nichts auf dem Sofa?
- Möchtest Du fürsorgliche Vollverpflegung und das Rundum-Sorglos-Programm von Deiner verständnisvollen Partnerin oder möchtest Du lieber einen Tritt in den Hintern, Augen die sich verdrehen und Sprüche, ob Du Dich doch mal zusammen reißen könntest?
Mitdenken:
- Online auch recherchieren, was bei Übelkeit helfen könnte
- In der Apotheke fragen, was der Apotheker deines Vertrauens empfehlen würde und es einfach mitbringen
- Ihre Füße massieren
- Immer dafür sorgen, dass das, was sie gerade essen möchte, auch zu Hause vorrätig ist
- Spontaneinkäufe bei der Tankstelle für einen Special-Wunsch einfach ohne zu Nörgeln anbieten
- Unerwartet Blumen mitbringen
- Freiwillig romantische Filme mit ihr schauen
- Ungefragt aus einem Kindercafé und in der Apotheke kostenlose Babymagazine wie kidsgo, kizz und libelle mitbringen
- Sie zur Gynäkologin begleiten
- Kolleginnen fragen, ob sie Tipps haben
- Bei Pinterest Ideen für die Geburtskarte recherchieren und sie damit überraschen, etc.
Mein persönliches Hauptargument im Rückblick:
Stelle Dir das mal vor…Du und Deine Partnerin werdet bald ein klitzekleines Wesen in euren Armen halten und das habt ihr beide zusammen erschaffen. Aus dem Nichts. Das ist ein Wunder. Und Deine Partnerin nimmt die Aufgabe komplett auf sich, um mit ihrem Körper diesen Kraftakt zu vollbringen. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass das möglich ist: ein kleines Wesen entwickelt sich in ihrem Bauch und wird natürlich auch auf Kosten der Kraft und Energie Deiner Partnerin zu einem vollständigen Menschen mit Mini-Händchen und –Füßen. Wenn man das bedenkt, ist plötzlich alles so lächerlich, wovon man genervt ist. Alles relativiert sich mit diesem klaren Bild: Deine Partnerin erschafft Leben. Da kann darf sie ruhig mal ein paar Monate von uns umsorgt werden und bekloppte Wünsche äußern. Nach der Geburt ist es nämlich erst einmal vorbei damit. Da steht der Wurm im Mittelpunkt und wird eure ganze Aufmerksamkeit für sich reklamieren.
TEAM MUM:
Hallo, ich bin Lisa und hatte ES (EXTREME SCHWANGERSCHAFT). Und ich gebe zu: Es traf mich knüppelhart, unterwartet und streckte mich im wahrsten Sinne des Wortes nieder. Da half es auch nicht, dass meine Gynäkologin sagte, dass ich mich in bester Gesellschaft befinde, da die englische Prinzessin auch unter dieser ausgeprägten Form der Schwangerschaftsübelkeit litt. Zudem durften wir es anfangs niemandem erzählen, da wir bis zur 12. SSW warten wollten. Nur unsere Familien erfuhren davon. Fast zwei Monate mussten wir unser Umfeld auf Abstand halten und mein merkwürdiges Verhalten mit nebulösen Krankheiten erklären. Ich hasse Geheimniskrämerei und noch mehr hasse ich ständige Übelkeit mit Erbrechen. Und plötzlich war ich die 8-Millionen-Dollar-Frau, da ich einen wirklich sensationellen Geruchssinn entwickelte und gleichzeitig wurde ich irgendwie bräsig wie ein debiler Einzeller, da ich ständig Dinge vergaß und mich kaum noch auf eine Sache konzentrieren konnte.
Meine Lieblingsbeschäftigung wurde weinen, denn meine neues Ich war mir extrem unangenehm gegenüber Leo. Nach und nach konnte ich mich selbst nicht mehr ernst nehmen. Ich fühlte mich hundeelend, dumm, versackte in eine Negativ-Spirale und hatte Sehnsucht nach meinem alten Ich.
Jeden Tag hoffte ich auf urplötzliche Genesung. Doch nichts passierte. 6 Kilo hatte ich bereits abgenommen und es war nicht so, dass ich mich darüber freuen konnte. Ich sah aus wie eine magere, fahle, verheulte und unglückliche Ziege. Selbst von Wasser musste ich mich teilweise mehrfach pro Tag übergeben. Lesen war mittlerweile zu anstrengend und auch fernsehen wollte ich nicht.
Es gab Tage, an denen ich nur an die Decke schaute und versuchte den Tee in mir zu halten. Das Schlimmste war, dass meine Ärztin mir noch nicht einmal versprechen konnte, dass es vor der Geburt besser wird. Es gäbe Fälle, bei denen die Hormone bis zur Entbindung eine riesige Abrissparty wie diese im Körper der überrumpelten Wirtin feiern. #BeruhigendIstAnders
Bei den meisten würde es aber um die 12.–15. SSW von einem Tag auf den anderen verschwinden. Genau so, wie es gekommen war.
Irgendwann akzeptierte ich diesen Status und kämpfte nicht mehr dagegen. Und dann wurde es irgendwie besser. Nicht körperlich, aber für mich und meine innere Haltung. Ich entwickelte einen gewissen Galgenhumor und versuchte so Leo und mir unsere alte Leichtigkeit wieder zu geben. Das gelang mir an einen Tagen besser als an anderen. Aber auch für Viktor wollte ich wieder positiv denken. Ich wollte ihn spüren lassen, dass das OK für mich ist und ich ihn liebe, auch wenn er mich ganz schön fertig macht. Und das, obwohl ich ihn noch nie gesehen habe. Wie sagte eine liebe Freundin mir schon einige Jahre zuvor zum Thema Schwangerschaft: #EineSchwangerschaftIstKeineSchönheitskur Und da sollte sie recht behalten.
Meine Ärztin erzählte mir so schöne Geschichten wie „die Kinder solcher extremen Schwangerschaften sind meistens gesunde, entspannte und liebe Säuglinge“ und ich solle mir keine Sorgen machen, die Natur sei schlau und wir sollten am besten in den Urlaub fahren. Manchmal würde so ein Tapetenwechsel wahre Wunder bewirken. Den Urlaub hatten wir eh geplant – bereits vor dem Wissen der Schwangerschaft – und ehrlich gesagt machte mir der Flug eher Sorgen, als dass ich mich darüber freuen konnte.
Tag des Abfluges: Wir hatten SSW 13 und ich wusste nicht, ob sich der Urlaub überhaupt lohnen würde, wenn ich sowieso die meiste Zeit im Hotelzimmer verbringen muss. Ich packte ein ganzes Brot in die Handtasche und hoffte auf das Beste. Und das Wunder geschah: Auf der Lieblingsinsel der Deutschen angekommen, kam der Hunger zurück und wir schlemmten uns durch die mallorquinischen Restaurants. Kein einziges Mal musste ich mich übergeben. Ab und zu ein wenig Übelkeit am Morgen, aber wirklich überschaubar und mit einem Stück Apfel direkt unter Kontrolle zu bringen. Ab da nannten wir es nur noch das Wunder von Mallorca. Auch nach dem Heimflug kam die Übelkeit nicht wieder. Im Gegenteil: ich war voller Energie und Tatendrang. Die Vergesslichkeit blieb jedoch und wurde während des Stillens noch schlimmer. Zum Amüsement aller, da ich bis dato als die mit dem Elefantengedächtnis berühmt berüchtigt war und nun das Erinnerungsvermögen einer Eintagsfliege hatte. Egal Karl, wie Viktor sagen würde. Hauptsache gesund. #KarmaIsABitch
Meine Tipps gegen die Übelkeit:
Am besten halfen mir Lutschbonbons. Ich habe mir verschiedene Sorten in der Drogerie gekauft wie Salbei und Kräuterbonbons und sie eigentlich ständig gelutscht.
Wenn es heftig war und der Schwindel kam, dann habe ich das Bachblüten-Notfallspray aus der Apotheke genommen. Das hat sofort gewirkt. Zwei Stöße auf die Zunge.
Auch Akupressur-Armbänder können gut helfen: SEA-Band (ca. 10€) — mir haben sie ungefähr zwei Wochen gut geholfen. Danach leider nicht mehr. Aber immerhin.
In der Tasche hatte ich immer frisches Brot mit etwas Butter, Zwieback sowie Salzstangen und aß regelmäßig, damit mein Blutzuckerspiegel nicht so absinkt.
Am Nachttisch hatte ich auch Zwieback liegen mit Tee (meist Kamille, Pfefferminze oder Fenchel, Anis, Kümmel), damit ich direkt vor dem Aufstehen etwas essen und trinken konnte.
Und kleingeschnittene Äpfel und Möhren taten mir gut. Warum auch immer.
Eine Freundin hat Vomex A von ihrer Ärztin empfohlen bekommen. Ich hatte es zu spät erfahren, sodass ich leider keine eigene Erfahrung dazu habe.
Allgemein helfen bei mir aber Vomex sehr gut, wenn mir übel ist.
Link mit weiteren 15 Tipps gegen Schwangerschaftsübelkeit: http://www.liliput-lounge.de/themen/tipps-gegen-schwangerschaftsuebelkeit/