2-3 Jahre Charakterstark Life with kids Trotzphase

ZWER­GEN­AUF­STAND: WENN ALLES KOM­PLI­ZIERT WIRD

By on 2. August 2017

[4 Minu­ten — durch­schnitt­li­che Lese­zeit]

Wir haben irgend­wie die Aus­fahrt ver­passt, als der Zwer­gen­auf­stand begann. Vik­tor woll­te mit 2 Jah­ren plötz­lich erwach­sen wer­den und alles, aber wirk­lich alles selbst machen und ent­schei­den.

Män­ner, ich sage es euch ohne Umschwei­fe: Um den 2. Geburts­tag Dei­nes Kin­des beginnt der eigent­li­che Ernst des Lebens. Alles davor war Kin­der­ka­cke. Echt. Ein Pony­hof für abso­lu­te Begin­ner.

Ich wür­de sogar behaup­ten, dass es bei Mäd­chen sogar einen Tacken frü­her beginnt. Die sind näm­lich a biss­le schlau­er und haben es schnel­ler raus mit der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Die Zwer­ge fan­gen an zu spre­chen und gleich­zei­tig ent­de­cken sie ihren Wil­len und mer­ken, dass Ent­schei­dun­gen gefällt wer­den kön­nen. Mal zu ihren Guns­ten – und mal eben nicht. Und da ist der stin­ki­ge Hasen­fuß ver­steckt. „NICHT“ fin­den die Zwer­ge NICHT so gut. Nur, wenn SIE das selbst so ent­schei­den.

Plötz­lich wird alles unglaub­lich kom­pli­ziert: Das Anzie­hen, das Essen, das Ein­schla­fen, das Aus­schla­fen, das Win­del­wech­seln, das auf dem Stuhl sit­zen, das ins Auto gehen, das aus dem Auto aus­stei­gen, das Trin­ken aus dem roten Becher, das Trin­ken aus dem blau­en Becher, die Kin­der­ga­bel ist doof und wird gegen die gro­ße Gabel aus­ge­wech­selt…

Und als ob das nicht bereits alles genug Zwer­gen­auf­stän­de sei­en, hat Vik­tor auch noch beschlos­sen, dass Schnul­ler, Schlaf­sä­cke und Win­deln für Babys sind und er nun auch kein Git­ter­bett mehr benö­tigt. Alles Din­ge, die wir natür­lich grund­sätz­lich begrü­ßen, doch bit­te nicht alles auf ein­mal und dann auch noch mit so läs­ti­gen Begleit­erschei­nun­gen wie Papa doof fin­den, jede Hand­lung mit Schrei­en und Stamp­fen mimisch unter­mau­ern sowie 3 Stun­den frü­her wach wer­den (WACH, heißt WACH und spie­len wollen…der Wecker sagt 5 Uhr by the way).

Ich erzäh­le Dir das nur, damit Du schlau­er bist als wir, wenn es soweit ist, nicht um Mit­leid zu erhei­schen. #das­le­benist­hart­un­dun­ge­recht

Als Vik­tor ein neu­es Level erreicht hat­te und täg­lich um 5 bzw. 6 Uhr auf­ste­hen woll­te und kei­ner­lei Wider­re­de mehr akzep­tier­te (das war unge­fähr nach 11 Tagen), stand uns die Ver­zweif­lung und die tief­blau­en Augen­rän­der ins Gesicht geschrie­ben. All die guten Tipps der ande­ren Eltern und Foren hal­fen bei ihm nicht — NULL: Gebe dem Kind ein Fläsch­chen, etwas zu essen, neh­me es mit ins Eltern­bett, brin­ge ihn frü­her oder spä­ter ins Bett, las­se den Mit­tags­schlaf weg, habe Ver­ständ­nis, gebe ihm kei­nen Zucker mehr nach 14 Uhr, las­se ihn kei­ne sal­zi­gen oder schar­fen Gerich­te essen, wechs­le die Bett­wä­sche, mache den Raum dunk­ler bzw. hel­ler mit einem Nachtlicht…“Das ist eine Pha­se” — die­ser “Rat” kam wahr­schein­lich der Wahr­heit am nächs­ten. #wann­hört­dasei­gent­li­ch­auf­mit­den­ver­kack­ten­pha­sen

Wir waren wirk­lich am Ende. Klar, gab es immer Eltern, die uns ver­such­ten auf­zu­mun­tern mit so Sät­zen wie „Es könn­te schlim­mer sein, immer­hin schläft er von 19.30 Uhr bis 5.30 Uhr im Schnitt durch. Stel­le Dir mal vor, er wür­de um Mit­ter­nacht auch noch ein­mal hell­wach sein“…Ich gebe aber zu, dass wir in keins­ter Wei­se bereit waren die­sen aktu­el­len Sta­tus zu akzep­tie­ren. Das The­ma ände­re Dich selbst, indem Du ein­fach um 21 Uhr ins Bett gehst und dann ist alles halb so wild stand also nicht zur Debat­te.

Lisa und ich waren uns einig, dass wir han­deln müs­sen. Wir lasen inner­halb kür­zes­ter Zeit Bücher über Kin­der, ihre Ent­wick­lung, über Urvöl­ker, aber auch neu­ro­lo­gi­sche Ansät­ze, um her­aus­zu­fin­den, wie wir aus dem Zug nach Nir­gend­wo wie­der aus­stei­gen kön­nen und wie­der auf unser Traum­schiff gelan­gen.

Das Ziel war also klar defi­niert, der Weg dort­hin lei­der noch nicht.

Die ers­te Erkennt­nis gleich vor­weg: Wir hat­ten unse­ren alten Weg der Ritua­le ver­las­sen, da Vik­tor und sein Schnell­durch­lauf von Baby zum Kind uns über­rum­pelt hat­te. Wie soll ich es sagen?! Er wach­te eines Mor­gens auf und hat­te beschlos­sen für sein Leben selbst Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Ich hin­ge­gen waren noch im Modus „Mein klei­nes Baby kann zwar lau­fen und spre­chen, aber solan­ge da ein Schnul­ler drin steckt und es in die Win­deln kackt, hat der kei­nen eige­nen Wil­len, bas­ta“.

Nach unge­fähr 14 Tagen hat­ten wir den Durch­bruch – unter ande­rem durch einen Abend-Parkour und Bud the Bud­dy.

Der zu absol­vie­ren­de Parkour star­te­te abends im Bad mit dem Aus­ruf „PARKOUR“ und einem kla­ren Ablauf vom Umzie­hen, Zäh­ne­put­zen, auf die Toi­let­te gehen, Buch lesen, etc. Ohne Aus­nah­me. Sprich wir sind nicht mehr wie die Irren mit der Zahn­bürs­te hin­ter ihm her­ge­rannt und haben zur Not die Zäh­ne im Bett geputzt.

Und unser beson­de­rer Gast und aktu­el­ler Star jeder Kin­der­zim­mer­be­sich­ti­gung Bud the Bud­dy? Die­ser neue VIP ist ein wah­rer Freund und ganz wich­tig: ein Magic Mas­ter­mind (kurz MM). Er kann näm­lich durch das geschlos­se­ne Rol­lo erken­nen, ob die Son­ne scheint oder der Mond am Him­mel steht. Gro­ßes Kino und Vik­tor liebt es zu wis­sen, wann der Tag beginnt, um zu uns zu ren­nen, wenn es soweit ist. Dass wir heim­lich bestim­men, wann die Son­ne in der Woche, am Wochen­en­de und im Urlaub auf­zu­ge­hen hat, muss er ja nicht wis­sen. #Alle­sEi­ne­Fra­ge­Der­Zeit­Bi­sEr­Das­Raus­Hat

Beson­ders zwei Bücher waren dabei im Nach­hin­ein betrach­tet hilf­reich und brach­ten vie­le Din­ge auf den Punkt sowie Lösungs­an­sät­ze mit Poten­zi­al:

Das gewünsch­tes­te Wunsch­kind aller Zei­ten treibt mich in den Wahn­sinn: Der ent­spann­te Weg durch Trotz­pha­sen“ von Dani­el­le Graf und Kat­ja Sei­de

Das glück­lichs­te Klein­kind der Welt: Wie Sie Ihr Kind lie­be­voll durch die Trotz­pha­se beglei­ten“ von Dr. Har­vey Karp  (Autor), Karin Wirth (Über­set­zer)

Bild­nach­weis: Flickr |Twins Eating Ice Cream Bars | Don­ny Ray Jones
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