KAMPF DER GIGANTEN: TROTZPHASEN KOMMEN UND GEHEN
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Ich sage Dir eines: Dein Kind und sein beinahe unbezwingbarer Wille (Trotzphase) wird Dir zeigen, was es genau mit David gegen Goliath auf sich hat und dass dies nicht nur eine Legende aus dem Alten Testament ist. Ich bin überzeugt davon, dass David ein Kind war und Goliath sein Erziehungsberechtigter. Aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist, es wird Dich an Deine Grenzen bringen und Du wirst erstaunliche Fähigkeiten entwickeln, um diese Kämpfe im Vorfeld zu erahnen und im Idealfall zu vermeiden bzw. durch Kompromisse zu beenden. Und jetzt wird es hart für Dich: gewinnen wirst Du nie, also probiere es gar nicht erst. #papaverliertimmer
Am Anfang tauscht man sich als frischgebackene Eltern häufig mit Gleichgesinnten aus, wenn man Fragen rund um den Nachwuchs hat. Es gibt im ersten Jahr Tonnen an Kursen und plötzlich ist das alles erst einmal vorbei, wenn das Kind in die Kita kommt und alle wieder arbeiten gehen. Doch meist beginnt genau dann die willensgeprägte Phase — landläufig Trotzphase genannt. Und diese Phase voller eindeutiger Ansagen von Seiten Deines Kindes korreliert mit weniger Zeit im Alltag.
Mit Herz und Verstand kannst Du bereits viele Willenskämpfe mit Deinem Zwerg meistern.
Doch es werden Themen auftauchen, die einfach nicht in Dein Kompetenzgebiet fallen. Du wirst mit Deiner Partnerin an einen Punkt kommen, an denen Herz und Verstand einfach nicht ausreichen und ihr spürt, dass ihr euch gerne austauschen würdet. Bei uns war es der Zeitpunkt, als Viktor mit etwa zwei Jahren plötzlich entschieden hatte erwachsen zu werden und über seinen Mut (oder seine Selbstüberschätzung) selbst überrascht war. #allesalleinemachen
Jetzt kann ich Dir nur raten genau das zu tun: sich austauschen. Das ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen für Stärke: Sich weiter zu entwickeln und sich inspirieren zu lassen. Wichtig ist es hierbei, dass Du Menschen findest, die Dein Wertesystem teilen bzw. ähnliche Werte haben.
Es können befreundete Väter sein, Elternkurse oder Du suchst online nach Menschen in der Nähe, mit denen Du Dich austauschen kannst. Natürlich sind Bücher auch wertvolle Ratgeber.
Ich habe es wie folgt gemacht: Zunächst habe ich natürlich Bücher gelesen und einen Fortgeschrittenen-Elternkurs besucht. Der hat mich inspiriert, jedoch inhaltlich war ich nicht immer einer Meinung. Teilweise hatte ich nach den Stunden mehr Fragen als vorher. Das ist keine Kritik, denn auch das hatte einen gewissen Effekt. Es führte nämlich dazu, dass ich mit diesen Fragen zu der Erzieherin von Viktor gegangen bin und habe mich mit ihr ausgetauscht. Der große Vorteil war hier, dass sie natürlich meinen Sohn bestens kennt und Erziehungsexpertin ist. Danach habe ich mich mit diesen neugewonnen Erkenntnissen mit meiner Partnerin und mit anderen Vätern ausgetauscht.
Was passierte danach? Wir hatten nun viele Ansätze und Lösungsvorschläge, die wir selbst erst einmal für uns als Eltern bewerten mussten und die für gut befundenen Ansätze testeten wir schlicht und ergreifend aus. Und das machte nicht nur Spaß, sondern ist meiner Meinung nach die einzig mögliche Methode.
Denn Kinder sind komplexe, kleine Wesen, für die es keine einheitlichen Erziehungsgrundsätze gibt und die Du nur mit viel Geduld und Spucke anleiten kannst. Nicht mehr und nicht weniger. Wer Dir etwas anderes erzählen möchte lügt.
Ich kann es Dir mit einer kleinen Geschichte verdeutlichen: Was würdest Du einem Freund antworten, der folgende Frage an Dich stellt: „Ich habe eine neue Freundin mit dunklen, langen Haaren und großen grünen Augen. Ihre Mutter kommt aus Schottland und ihr Vater aus Deutschland. Kannst Du mir Tipps geben, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll, wenn sie anderer Meinung ist als ich?“ „Gute Frage“, wirst Du sagen, „aber das kommt sowohl auf die konkrete Situation als auch auf Dich und Deine Freundin an. Da gibt es leider kein Patenrezept.“ Nichts anderes ist es, wenn es sich um die Beziehung mit Deinem Kind handelt.
Am meisten Erfolg wirst Du haben, sobald Du Dich selbst änderst und hinterfragst. Du wirst Dich wundern, wie Dein Kind (und Deine Partnerin) reagieren.
(Hör-)Buchempfehlung an diesem Punkt: Jesper Juul
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