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Beim Sprechen ist es wie mit den anderen Entwicklungsschüben auch. Alles zu seiner Zeit. Es gab in unserem Freundeskreis einige Mädchen, die bereits mit einem Jahr anfingen Worte nachzusprechen. Hase, Mütze, Brille. Nicht perfekt, aber man verstand die kleinen Ladies. Hassattacken von allen Seiten. Jeder dachte sich: Warum ist unser Kind so blöde? Was haben wir falsch gemacht? Sollten wir einen Nachhilfelehrer bestellen? War es möglicherweise doch nicht so klug unser Kind 5-sprachig zu erziehen?
Auch Viktor gehörte nicht zu der hellsten Kerzen auf der Torte, wenn es um die Sprachentwicklung ging.
Er hatte nur ein paar für ihn relevante Worte parat und kreierte fröhlich eigene Begriffe bzw. Namen für Dinge bzw. Personen und erst mit 2 Jahren fing er an das zu tun, was man als sprechen betiteln dürfte. Und es verlief ganz anders als bei den kleinen Mädchen. Es war, als ob plötzlich eine Schleuse geöffnet wurde und der Wasserfallartige Strom an Wörtern erschlug uns förmlich.
Alles quatschte er nach und antwortete uns in einem altklugen Ton „Ahaaa“ und „Hab ich doch“. Er konnte plötzliche Plural und Singular unterscheiden („Schau mal, ein Hund“ – „Nein Papa, Hunde!“) und teilweise auch spezifische Unterschiede feststellen (eine Taube ist keine Elster und keine Meise). Letzteres hatte er definitiv nicht bei uns gelernt, sondern bei den Großeltern. Da machen wir uns nichts vor. #omaundopasinddiebesten
Anscheinend hatte er alles auf seiner Festplatte gespeichert und wartete auf den Moment, bis er sich sicher genug fühlte, diese Festplatte abzuspielen. Und hey, wer kann es ihm verübeln? Bereits der Volksmund sagt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.