DIE ZEIT HEILT ALLE WUNDEN: VON DER KUNST SCHMERZ ZU ERTRAGEN
[2 Minuten — durchschnittliche Lesezeit]
Es ist verrückt, wie sehr man als Vater um ein Lächeln des Kindes kämpft. Weißt Du noch, wie das Gefühl war, als Dein Kind Dich das erste Mal angelächelt hat? Alles um Dich herum stand still und es ist einer der schönsten Augenblicke Deines Lebens. Und den versucht man natürlich so oft wie möglich zu wiederholen und macht Faxen bis der Arzt kommt.
Es wird aber der Tag kommen, an dem Deine Faxen keine Reaktion hervorrufen. Nada. Rien de rien. Du wirst denken, dass das nicht Dein Kind ist. Es hat vielleicht Fieber, jammert den ganzen Tag oder hat einfach schlechte Laune. Er ist nicht fröhlich, ist unleidlich und lacht nicht, egal wie viel Mühe Du Dir gibst, ihm ein kleines Lächeln zu entlocken.
Und jetzt kommt der Zeitpunkt, an dem es nicht darum geht, dass Du die Bude rockst und alles tust, um den Wurm aufzumuntern. Denn jetzt geht um das Aushalten. Das ist ein großer Teil dessen, was Elternsein ausmacht – Dinge auszuhalten, zu ertragen, die Zeit die Wunden heilen zu lassen.
Natürlich musst Du den Zwerg nun mit Liebe vollpumpen, damit er sich ein wenig besser fühlt wie kuscheln, singen, da sein. Aber Dein anstrengender Hauptjob ist es nun eigentlich, es auszuhalten, dass es Deinem Zwerg schlecht geht.
Es ist möglicherweise das erste Mal, dass du das bei Deinem Kind erlebst, aber es ist nur der Anfang von dem, was ab jetzt zu Deinem Leben gehört: Dein Kind ist im Zentrum Deiner Welt und Du begleitest es manchmal einfach nur.
Du wirst in diese Beziehung zu Deinem Nachwuchs mit jedem stummen Zuhören, jeder Umarmung und jedem Rat investieren. Du wirst es festhalten, es begleiten, es fordern und es fördern. Du wirst mit ihm lachen und weinen, du wirst voller Stolz und auch voller Sorge sein und das Dein ganzes Leben lang. Denn das ist Teil des Eltern-Seins: all das auszuhalten und selbst daran zu wachsen. Der Vater zu werden, den Du Dir für Dein Kind wünschst und es auch zu bleiben, selbst wenn Du nur dabei stehen und zuschauen kannst.
Das Aushalten bleibt eine Herausforderung. Aber Du wirst diese meistern, wie viele andere Dinge auch.
Mit jedem Mal wirst du das Gefühl besser wieder erkennen und Dich erinnern, dass es Dich beim letzten und vorletzten Mal schon begleitet hat. Und dass es ok war. Dass Du es richtig gemacht und Deinem Kind damit am besten geholfen hast.