VORHANG AUF: ESSEN GEHEN MIT DEM NACHWUCHS
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Ich sage Dir eines: Ein Neugeborenes auf dem Arm ist besser als jedes Hundewelpen. Ein Brückenbauer, ein Mauerneinreißer, ein Generationsüberwinder, ein Türöffner, ein Menschenverbinder. Man geht raus oder geht Essen und schwupps spricht einen schon der erste an. Wie heißt es denn, wie alt ist denn das Zauberwesen? Man kennt das. Jedem ist klar, dass man da gerade etwas Nigel nagelneues auf dem Arm trägt. Ganz frisch geschlüpft und noch voller Hoffnung. Vielleicht der Retter der Welt. Mindestens.
Mit diesem Gefühl gehen wir mit dem Wurm das erste Mal abends aus: Essen gehen beim Italiener in Laufweite. Es ist frühlingshaftes Wetter und wir sitzen draußen. Ein Rudel Damen 30+ nimmt am Tisch neben uns Platz. Vorbei mit der Zwei-Dreisamkeit.
Als wir das 3,5-kg-Paket auf den Schoß legen, schlagen die Eierstöcke neben uns Purzelbäume. Absoluter Ausnahmezustand und jede der Damen stößt einen Laut der Entzückung aus.
An in Ruhe und inkognito essen ist in den nächsten Monaten nicht zu denken. Das nervt irgendwann – ganz ehrlich. Insbesondere, wenn das Essen auf dem Tisch steht und die entzückten Menschen um Dich herum nicht merken, dass man natürlich auch total außer sich ist vor Freude über den neuen Weltenbürgen, aber irgendwie das 25 Euro-Gericht im Idealfall warm verzehren möchte…
Und das Allerschlimmste: Dieser Trubel um Dich und Deine Familie lässt plötzlich nach. Schleichend, jedoch klar spürbar. Und dann geht ihr Essen und seid beinahe enttäuscht, dass kaum einer mehr Notiz von euch nimmt. Höchstens, wenn euer Nachwuchs versucht das Steak vom Nachbartisch zu klauen oder den Hund des Restaurantbesitzers mit Broccoli zu füttern.